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Ein Vermächtnis für die Natur: das Ohorongo Private Game Reserve

Namibia ist ein riesiges Land. Das wird beim Anflug auf Windhoek klar. Aber: Wie groß ist „riesig“? Menschen aus Europa können sich die Dimensionen kaum vorstellen. Das Ohorongo Private Game Reserve dient als Beispiel. Es erstreckt sich über 35.000 ha und von Ost nach West durchquert man 28 Kilometer. Da wir den Beitrag zur Zeit der Fußball-Europameisterschaft 2024 schreiben, versuchen wir es so: Ohorongo misst rund 50.000 Spielfelder. Hier sollte man mindestens drei Nächte bleiben – lieber länger. Man erlebt die Essenz von Namibia. Mit diesem Beitrag spüren wir nach, berichten über den Spirit und die Mission dieser familiengeführten Destination.

Eine Vision wird wahr

Wie die Landschaft auf Ohorongo zu ihrem Ursprung zurückfindet

Beharrlich, klug, visionär und von Liebe zu Namibia durchdrungen: So stellen wir uns die Großeltern der Eigentümerfamilie Henniges vor. Im Jahr 1969 beschlossen sie, ihren Landbesitz radikal zu verändern. Sie führten sieben Rinderfarmen zusammen, entfernten Zäune und machten sich auf den langen Weg, das überweidete Land der Natur zurückzugeben. Wie sich seither die Biodiversität auf Ohorongo entwickelt hat, ist beeindruckend.

Wer kann so ein großes Stück Land pflegen, beobachten, als Destination in Schuss halten? Thorsten Meier macht das. Der Namibier ist seit 2011 als Manager hier aktiv. Er brachte Daniel mit, dessen Talent als Guide er schon in jungen Jahren entdeckte. Heute bilden Sie mit Titus, ebenfalls ein engagierter und kommunikativer Guide, sowie dem Team der Ranger ein exzellentes Team. Sie bewirken, was man Landscape Conservation nennt.

„An dieser Mission lassen wir unsere Gäste teilhaben: Renaturierung, die Wiederherstellung der verlorenen Biodiversität. Sogar Frischwasserfische haben wir gemeinsam per Hand in der Trockenzeit gefangen und gerettet. Wo erleben Gäste so etwas?“, fragt Thorsten und gibt selbst die Antwort. „Wir sind auf Ohorongo im Grunde keine Touristikprofis, die für den Profit arbeiten. Vielmehr präsentieren wir stolz, was wir schon geschafft haben und noch aufbauen wollen. Ich glaube, das spüren unsere Gäste.“

Namibia in seiner ursprünglichen Form

Landscape Conservation: Was ist das?

Namibia verfolgt einen umfassenden Ansatz zum Landschaftsschutz. Er bezieht zahlreiche Interessengruppen ein und verbindet den Naturschutz mit nachhaltigen Entwicklungspraktiken. So soll das vielfältige Ökosystem geschützt und bewahrt werden.

Die geschützten Gebiete teilen sich ungefähr so auf: 17 % der Fläche Namibias befinden sich in staatlichen Schutzgebieten, 17 % werden von kommunalen Naturschutzgebieten verwaltet, weitere 6 % befinden sich in privaten Schutzgebieten. Insgesamt 40 % des Landes stehen unter formellem Naturschutzmanagement.

Das Ohorongo Private Game Reserve strebt das sogenannte Ziel 15 der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) an. Dazu gehören:

  • Überweidung vermeiden
  • Grundwasserspiegel schützen durch Rückgewinnung von Regenwasser
  • Arten wieder einführen, die jeweils unterschiedliche Nahrung bevorzugen

Das Ergebnis spricht für sich: Auf Ohorongo gibt es viele Bäume, wenig invasive Dornbüsche, eine Vielfalt an Gräsern und viele offene Wasserflächen. Das zieht wiederum andere Arten an.

Hier ist man durch das naturnahe Vorgehen schon weiter als in angrenzenden Arealen. Dort betreibt man seit 2022 das sogenannte „de bushing“. Dornenbüsche, die infolge von Überweidung das Land für Tier und Mensch unzugänglich machen, werden zu Holzkohle verarbeitet. Was bleibt? Eine karge, schwarze Landschaft. Noch ist unklar, ob die oberste, fruchtbare Bodenschicht bleibt oder erodiert.

Auch die Größe von Ohorongo spielt eine Rolle für den Naturschutz. Das Wild kann sich in dem umzäunten Areal ungehindert bewegen, seine natürliche Lebensweise pflegen. Elefanten wiederum kommen und gehen. Sie sind auf Ohorongo willkommen. „Wir stehen mit Elephant Rhino People, kurz ERP, im Austausch. Die Stiftung arbeitet an einem Korridor für Elefanten, der von Etosha entlang des Huab führt. ERP hat uns als Elephant friendly ausgewiesen. Die Zäune können wir nicht entfernen. Wir würden unser seit 1969 gehegtes und gepflegtes Wild verlieren“, erklärt Thorsten.

Durch die topografische Vielfalt des Areals finden auch gefährdete Arten von Flora und Fauna ihr spezifisches Habitat. Und schließlich gibt es im Verlauf des Jahres Regen an verschiedenen Stellen, sodass man gut versorgt ist. Noch mehr: Man hält Regenwasser aktiv zurück und kann so den Grundwasserspiegel erhöhen.

Apropos Größe: Eine Population von Black Rhinos lebt hier, von den speziell ausgebildeten Rangern gut bewacht. Sie verfolgen sämtliche Gewohnheiten der scheuen Riesen. Im Rahmen des Black Rhino Custodianship Project übermitteln sie die Daten an eine staatliche Zentrale. Dank ihrer Erfahrung können Gäste im Rahmen einer Nashorn-Pirsch die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld sichten und beobachten. Dazu berichtet Thorsten: „Jeder, der hier übernachtet, schützt ein Nashorn. Rhino Tracking gehört in das Konzept, denn Rhino Conservation kostet einfach Ressourcen und Geld. An dieser Stelle arbeiten Staat und Privatsektor eng zusammen. Ich erlebe da viel Passion. Da gibt es den Tierarzt. Er schaut zu jeder Zeit nach den Tieren. Es gibt die Wildfänger, die Hubschrauberpiloten. Sie alle arbeiten viele Stunden, bis die gute Mission erfüllt ist. Nun, und wir sind auch dabei. Das macht man oder man lässt es. Einen Kompromiss gibt es nicht.“

Ohorongo ist ein Glücksfall

Die Vielfalt Namibias an einem Ort erleben

Auf den Safaris – zu Fuß oder per Geländewagen – begegnet man nicht nur der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, sondern stößt auch auf Relikte früherer Siedlungen. Mahlsteine und Felsgravuren von Stämmen, die vor über 500 Jahren hier durch das Land zogen, sind dabei. Daniel, der ausgezeichnet Deutsch spricht, fasst das Erlebnis auf Englisch zusammen: „You learn as you go.“ Und dabei schließt er sich, Titus und Thorsten ein! „Man fühlt sich hier auch als Guide immer wie ein Entdecker.“

Dieses ungetrübte Staunen hat sich das Team auf Ohorongo bewahrt. Natürlich gibt es ein Rahmenprogramm, zu dem etwa das Rhino Tracking gehört. Doch die erfahrenen Guides schlagen ihren Gästen intuitiv die passende Aktivität vor. Locker lässt sich eine Woche auf Ohorongo verbringen, so viel gibt es zu entdecken. „Jede Tour, die wir mit unseren Gästen unternehmen, fühlt sich ungezwungen an“, erklärt Thorsten. „Das ist keine Animation. Als Guide ist man eine Begleitung am Rande und kann dazu beitragen, unvergessliche Erlebnisse zu kreieren. Titus und Daniel haben dieses Fingerspitzengefühl.“

Eine Lodge als Einladung an das eigene Ich

Neue persönliche Erfahrungen machen

Thorsten redet bedacht und mit wohlgesetzten Worten. Er betont die großen Chancen für sein Land durch den Tourismus. Die Entscheidung, Ohorongo in ein Schutzreservat zu verwandeln, trägt zur Stärkung des ökologischen Systems seines Heimatlandes bei. Vor dieser großartigen Kulisse nehmen er, Titus und Daniel die individuellen Bedürfnisse der Gäste wahr. „Auf Ohorongo kann der Gast selbst entscheiden, wie weit er sich auf Afrika, auf die Natur einlassen will. Der Pool zum Beispiel fungiert als Bindeglied zu dem gewohnten Leben in Europa. Er vermittelt das Gefühl von Vertrautheit. Die Gäste spüren schnell, dass hier ein komplett anderes Leben existiert. Dank unserer einfühlsamen Begleitung lassen sie sich darauf ein. Und meist sind sie bei der Abreise zufriedenere Menschen … Das ist wirklich kein Marketingspruch.“ Richtig. Das ist es nicht. Wir sind zurück in Deutschland und haben die Ausgeglichenheit verinnerlicht. Danke dafür.

PS: Nun haben wir so intensiv über die Naturerlebnisse berichtet. Dabei kümmern sich wundervolle Menschen um das leibliche Wohl. Kaffee, Tee, ein kühles Bier? Lukas las uns alle Wünsche von den Augen ab. Der liebevoll gedeckte Tisch erwartete uns nach der Safari. Und das Küchenteam um Theopolina verwöhnte unseren Gaumen mit gesunden Speisen. Da es im Herbst schon frisch war, wärmte das Housekeeping unser Bett mit einem „Bushbaby“, wie die Wärmflasche in Namibia heißt. Sie sehen: Wir kommen aus dem Schwärmen nicht mehr raus.