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Ein Koch macht Appetit auf Namibia

Selbstfahrer Reise in Namibia: Direkt gut ankommen in der Immanuel Wilderness Lodge

Sternetourismus bedeutet in Europa: Gourmets besuchen ausgezeichnete Restaurants und übernachten im angeschlossenen Hotel. Namibia bietet eine andere Version. Wo kein Michelin-Stern schimmert, genießt man die Himmelskörper am Firmament … milliardenfach. Hier serviert Stephan Hock seine Kreationen. Er ist ein Koch mit besonderer Vita und Erfahrung. Wir haben ihn im Mai 2022 getroffen und sind berührt von seiner Geschichte. Sie erzählt von Geborgenheit im Land der Weite.

  • Auswandern: Intuition trifft Plan
  • Fusionsküche designed by Stephan Hock
  • Die Zukunft der Lodge

Die Idee, nach Namibia zu siedeln, kam wie ein Geschenk zu Stephan Hock. Als Unternehmer war er in der Kommunikationsbranche erfolgreich unterwegs. Seine Frau Sabine kümmerte sich als Krankenschwester um die Menschen. Mit ihren Töchtern hatten sie ein glückliches Leben in Gießen. Dazu gehörte ihre Liebe zum Karneval. Die Saison 2005/2006 genossen Sabine und Stephan als Prinzenpaar. Der Aschermittwoch nahte und ein Freund sagte: „Ihr müsst nicht traurig sein. Feiert doch einfach in Namibia weiter. Dort gibt es Karneval von März bis September.“ Gesagt, getan. Stephan wollte sich dieses Vergnügen ansehen, flog nach Windhoek, betrat namibischen Boden und es war um ihn geschehen.

„Ein tiefes Gefühl von Heimat erfüllte mich“

Die so oft zitierte Freiheit faszinierte ihn nicht so sehr. Die kannte er bereits; hatte sie als Unternehmer längs für sich erarbeitet. Stephan beteuert viel mehr, dass er sich in Namibia unmittelbar geborgen fühlte. „Das Wissen ‚Hier gehörst du hin‘ hat mich nicht mehr losgelassen.“ Er redet und uns läuft Gänsehaut über den Rücken bei angenehmen 27 Grad Außentemperatur. Stephan teilt seine Erinnerungen mit uns im Restaurant der Immanuel Wilderness Lodge – seit 2007 Wirkungsstätte und zugleich Zuhause der Hocks.

Mit Sabine telefonierte er bei seinem ersten Aufenthalt täglich und sie spürte schnell, dass da etwas mit ihm passierte. Im Scherz prophezeite sie ihren Freunden, dass Stephan nicht mehr zurückkäme. Natürlich flog der Familienmensch zurück! Alle vier – Mutter, Vater und zwei Töchter – waren neugierig. Der Familienrat tagte und schließlich tat man den Schritt, in Namibia neu zu starten. Gut geplant und mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten: Nähe schenken als familiäre Gastgeber.

„Die Küche ist mein Hobbyraum“

Familie Hock übernahm die Immanuel Wilderness Lodge, 20 Kilometer nördlich von Windhoek gelegen. Hier fand die inspirierende Verwandlung statt. Der Unternehmer Stephan folgte seiner Passion als Koch. Die Krankenschwester Sabine kümmerte sich nun um ihre Gäste. Die bescheiden gebuchte Destination wurde zum beliebten Anlaufpunkt für reisende Feinschmecker. Eine echte Erfolgsstory begann.

Woher kommt die Liebe zum Kochen? „Andere Jungs spielten Fußball, ich in der Küche“, erinnert sich Stephan. In einem Ferienprogramm seiner Heimatstadt Gießen wurden Kurse angeboten. Das Basiswissen zur traditionellen Küche erweiterte der Enthusiast in jeder Phase seines Lebens. „Wenn ich ein Rezept lese, liegt mir die Geschmackskomposition auf der Zunge. Und dann beginnt die Kreativität.“ Er belegte Kochkurse und besuchte ausgezeichnete Restaurants. „Ich würde ein Rezept nie 1:1 nachkochen. Die Basis verändere ich mit meinem Wissen und meinem Stil. Das ist der kreative Prozess.“ Sein Hobby hätte Stephan in Deutschland wohl kaum professionell ausgebaut. Doch mit dem Wechsel nach Namibia folgte er seiner Intuition, wurde Koch und ein ausgezeichneter Botschafter seiner Wahlheimat.

„Die Gäste wollen wir nicht satt, sondern glücklich machen“

Seinem eigenen Geschmack vertrauen und ihm folgen: Diese Fähigkeit setzt Stephan überzeugend um und andere sehen das genau so. Bald nach der Eröffnung kamen Testesser zu Besuch, die sich nicht zu erkennen gaben. Die Hospitality-Branche suchte den ultimativen Restaurantbetrieb in Namibia. Eine internationale Jury nominierte Stephan, der sein Können selbst noch nicht so hoch einschätzte. Im Laufe der festlichen Gala zur Preisverleihung erhielt die Immanuel Wilderness Lodge den Sonderpreis für Sicherheit und Hygiene. „Sauber, ein guter Anfang“, dachte Stephan, schaltete ab und wollte den Rest der Veranstaltung einfach genießen. Aber dann: dritter Platz für das Hilton, zweiter Platz ging an das Restaurant Am Weinberg … erster Platz für die Immanuel Wilderness Lodge. Welche eine Freude! Im Laufe der Zeit kamen viele Auszeichnungen hinzu. So nahm die renommierte Vereinigung Chaîne de Rottisseur den talentierten Koch auf, obwohl er keine klassische Ausbildung vorweisen kann – authentische Persönlichkeit, professionelles Handwerk und ehrliche Passion überzeugen.

„Aus den Straußeneiern mache ich Spätzle“

Mal im Hochbeet ein paar Tomaten ernten, samstags auf dem Markt lokale Produkte entdecken, auf dem Großmarkt in der Vielfalt stöbern: Deutsche Amateur- und Profiköche schwelgen im Luxus. Ja, die Preise ziehen im Frühling 2022 extrem an. Aber es gibt fast alles. Mangel kennt auch die namibische Küche nicht, denn sie ist erfinderisch. Neben lokalen Anbauprojekten für Obst und Gemüse, die wir 2021 zum Beispiel in Stampriet entdeckten, liefert Südafrika frische Ware. Köche wie Hock verleihen diesen ehrlichen Produkten eine individuelle Raffinesse. Saisonal setzt zum Beispiel der Omajowa-Pilz delikate Akzente. Stephan bereitet ihn in allen Varianten zu: gegrillt, geschmort, gefüllt, immer köstlich. Eine prima Aussicht für Vegetarier, die sich nach Namibia sehnen.

Game und Beef sind zwar zentrale Komponente der namibischen Küche, doch immer mehr Lodges stellen sich auf fleischlosen Genuss ein. Reiseveranstalter wie Namibia Individual geben Wünsche sowie gesundheitliche Besonderheiten an die Unterkünfte weiter – here we go! Stephan achtet sogar darauf, dass glutenfreies Brot separat für den Gast angerichtet wird und nichts den Genuss irritiert

Genießer von Fleischspeisen dürfen sich auf hochwertige Produkte freuen: Stephan serviert gerne Game, also Wild wie Oryx, Springbock, Eland oder Kudu.

„Verkostung klingt lustig, ist aber Arbeit“

Der Anbau von Weinreben sowie die Vinifizierung der Trauben, lässt sich in Namibia nicht so einfach realisieren. Der Rebstock muss vor Bodenhitze wie Sonneneinstrahlung geschützt werden. Teils gibt es Temperaturschwankungen von 40 Grad Celsius zwischen Tag und Nacht. Stephan glaubt, dass Südafrika als Weinland auch zukünftig weit vorne liegen wird. Mit seiner Frau Sabine reist er regelmäßig ans Kap, verkostet pro Tag die Weine von drei bis vier Weingütern und erkundigt sich genau über Herstellung und Lagerfähigkeit. „Das sind sehr angenehme Termine auf Augenhöhe“, berichtet er. „Was uns gefällt, nehmen wir mit und verkosten die Tropfen erneut in der Atmosphäre unserer Lodge, kombiniert mit unserer Küche. Wenn der Wein dann erneut überzeugt, nehmen wir ihn in unseren Keller auf.“ Gastgeberin Sabine unterstreicht mit ihren Weinempfehlungen den Charakter von Stephans Kreationen. Sie „würzt“ mit den Geschichten zu Weingut, Herstellung und Komposition jedes Menü. Andersherum inspirieren die Weine zu neuen Speisen.

„Hier zu sein, ist Erfüllung“

Über Speisen zu reden, macht Appetit! Und so war das Dinner in der Immanuel Wilderness Lodge der perfekte Abschluss unseres ersten Tags in Namibia. Man servierte einen Klassiker des Hauses: Biltongsuppe. Stephan mahlt das getrocknete Fleisch fein und reichert es an mit Brühe, Gewürzen sowie geschlagener Sahne. Der rustikale Snack verwandelt sich in eine feine Vorspeise. Es folgten ein frisches Salat-Bukett mit gerösteten Kernen, exzellentes und auf den Punkt gebratenes Rinderfilet an Kartoffelpüree mit Trüffelaromen sowie eine luftige Mousse au Chocolat. Perfekt!

Seinen Enthusiasmus für die gute und kreative Küche findet Stephan bei Albertina wieder – wie er, eine Autodidaktin. Mit der talentierten jungen Frau arbeitet er seit rund zwei Jahren am Herd zusammen. „Mit Albertina teile ich den Qualitätsanspruch für Produkt und Handwerk.“ Sie schätzen und ergänzen sich. Wir fragen uns: Wäre so eine Entwicklung in Europa möglich? In Systemen, die Regeln für sehr viele Menschen brauchen? Eine Antwort findet jede Besucherin und jeder Besucher am besten selbst … hier in Namibia, in einem Land der vielen Möglichkeiten.

Die Rundreise in Namibia beginnen und beenden viele Gäste bei Familie Hock. Hier startet man entspannt und richtet sich ein für die Fahrt. Der anstrengende Flug ist schnell vergessen mit medizinischer Massage im Spa der Lodge, einem Bad im Pool und mit einem guten Dinner. Gestärkt geht es los. „Wir freuen uns, wenn unsere Gäste vor dem Abflug noch einmal bei uns einkehren. Sie sprudeln regelrecht über und erzählen von ihren Erlebnissen. Dieses Vertrauen macht uns glücklich“, schließt Stephan. Gleich zieht er seine Kochjacke an – ist ganz bei sich und so bei uns, den Gästen.